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Piet Dörflinger, der neue Gewerkschaftssekretär der Schweizer Sektion, ist in seinem Herzen ein Aktivist und wächst an Herausforderungen – wie beispielsweise dem auf dem Rhein boomenden Sektor der Flusskreuzfahrt, der von widersprüchlichen Faktoren wie schlechten Löhnen und unkontrollierter Überzeit der Besatzung geprägt ist.
Piet wurde in Cape Town in Südafrika geboren, wo er auch aufwuchs. Doch weil er mit der Apartheid nicht einverstanden war, zog es ihn mit 19 Jahren nach Europa. Sein nautischer Background umfasst ein «vorübergehendes» Pensum als Navigationskadett. Obwohl er nicht vorhatte, sich in der Schweiz niederzulassen, ist das Land nun seit 33 Jahren seine Heimat.
Piet schätzt sich glücklich, für eine Gewerkschaft arbeiten zu können, da er spüre, wie diese dazu beiträgt, «seine Augen» bezüglich Arbeitnehmerrechten zu öffnen. Tatsächlich beansprucht er für sich, bereits für den Grossteil seines Lebens «sozial aktiv» zu sein. Schon seine Eltern waren sowohl sozial als auch politisch aktiv und verwalteten für eine in Grossbritannien beheimatete Hilfsorganisation das Dorf namens Camp Hill für Menschen mit Behinderung.
Auf seinem Weg zurück in die nautische Welt hat Piet eine vielfältige Arbeitskarriere absolviert: Nachdem er nach Basel gezogen war, bildete er sich zum Psychiatrie- und Notaufnahmepfleger aus. Er arbeitete in Spitälern und Psychiatrischen Kliniken, bevor er den Weg in die politische Arbeit einschlug.
Bevor er sich bei Nautilus bewarb, arbeitete Piet – wie vor ihm schon diverse andere Kollegen des Schweizer Nautilus-Büros – für die Schweizer Gewerkschaft Unia. Deren nautischer Sektor ist 2010 an Nautilus International übertragen worden, um die Schweizer Sektion ins Leben zu rufen.
Beide Gewerkschaften belegen bis heute Stockwerke im Gewerkschaftshaus am Claraplatz. Wodurch Piet bereits früher hin und wieder in Kontrakt mit den Nautilus-Vertretern kam – dies nicht zuletzt aufgrund seiner Unia-Tätigkeit als Pflege-Sekretär.
Als die Stelle bei Nautilus ausgeschrieben wurde, dachte er, dass es «interessant sein könnte, in einem neuen und expandierenden Sektor zu arbeiten, den es weiterzuentwickeln gilt». Zudem war er überzeugt, er könnte die ideale Besetzung für diese Aufgabe sein.
Bei der Unia entwickelte und vertiefte Piet seine Fähigkeiten als Gewerkschaftssekretär und war dabei behilflich, Vertrauensmänner zu rekrutieren und auszubilden – eine heikle Angelegenheit, da Vertrauensmänner in der Schweiz aufgrund der schwachen Arbeitsgesetzgebung keinen eigenen Rechtsstatus besitzen. Und anders als in Grossbritannien geniessen diese auch keinen Rechtsschutz und können sogar wegen ihrer Rolle als Vertrauensmann entlassen werden.
Piet wurde nicht zuletzt dafür angestellt, um zur nächsten Phase der Schweizer Flusskreuzfahrt-Kampagne gegen die schlechte Behandlung von Arbeitnehmenden in diesem Sektor beizutragen. Seit drei Jahren ist die Gewerkschaft gemeinsam mit der niederländischen Sektion und der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) damit beschäftigt, auf diese Situation hinzuweisen.
Die nächste Phase wird die Rekrutierung neuer Mitglieder und jede Menge Verhandlungen umfassen, erklärt Piet. Er geht davon aus, dass ihm seine generellen Erfahrungen mit Kampagnen, die er dank seiner Einbindung in Gewerkschaften und in politisch aktive Rechtsorganisationen sammeln konnte, bei seinen Aufgaben zugutekommen werden.
Dies insbesondere beim schwer zu verwirklichenden Anliegen, deutlich bessere Arbeitsbedingungen in der Flusskreuzfahrt zu erringen. Das letztliche Ziel ist das Erreichen von Gesamtarbeitsverträgen – diese sollen die verbesserten Arbeitsbedingungen dann auch garantieren.
Er stellt fest, dass dies eine ziemliche Leistung wäre, da sich viele Unternehmen oftmals «hinter verschiedenen Firmenkonstrukten verstecken würden». Andererseits sei es gut möglich, dass diese Unternehmen nicht mit Piets Wissen rechnen, welches er sich dank einem Abschluss in Betriebswirtschaft für Non-Profit-Organisationen angeeignet hat. Laut ihm bedeutet das, dass er sich «nicht einfach so abspeisen lassen werde».
In den ersten drei Monaten in seiner neuen Arbeitsstelle hat Piet darauf fokussiert, die Hauptakteure der Industrie ausfindig zu machen. Dies, um die Grundlage für weitere Verhandlungen zu legen, welche die nächste Phase prägen.
Zudem beschäftigt er sich mit der Feinabstimmung von Verhandlungen mit anderen Gewerkschaften aus dem Sektor wie etwa der ETF und mit Gewerkschaften aus Deutschland.
Sein knapper nautischer Background in der Containerschifffahrt als Kadett bedeute, dass er sich mit den Lebensbedingungen an Bord auskennt. Und das obschon er damals über eine sehr gute Unterkunft verfügt habe, ja sogar über eine eigene Kabine, wie er einräumt. «Verglichen mit den Besatzungen der Flusskreuzfahrt war das luxuriös.»
In seinem Privatleben – er lebt in einer kleinen Ortschaft «25 Kilometer rheinaufwärts» von Basel – unterstützt Piet auch verschiedene Organisationen und Wohltätigkeitsvereine. In der Schule seiner Kinder fungiert er als ehrenamtlicher Finanzverantwortlicher und berät das unabhängige Institut, welches in Grossbritannien als «Steiner Schule» bekannt ist.
Seine bisherige Einführung in die neue Tätigkeit beschreibt Piet als «einfach wunderbar, ich fühle mich sowohl durch die Mitglieder als auch vom Nautilus-Team sehr willkommen geheissen».
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